Eine nicht alltägliche Autorenlesung erlebten die Grundschüler der Gemeinschaftsschule Sulzbach vor den Herbstferien: Ibrahima Ndiaye war zu Gast im Musiksaal der Schule und dem jungen Publikum war sofort klar, dass er nicht vor hat, mit einem Glas Wasser an einem Tisch zu sitzen und einige Kapitel aus seinen Büchern vorzutragen. Quasi in der Nacht war der afrikanische, studierte Germanist in Saarbrücken in den Zug gestiegen, um nach der ersten großen Pause für die Sulzbacher Kinder sein Feuerwerk aus Geschichten, Musik und Humor zu zünden.
Zu Beginn seiner 75-minütigen Show reichen ihm Fotos und Karten aus seinem Heimatland, um sein Publikum in seinen Bann zu ziehen. Ndiaye erzählt vom Rosa See, von seinen beiden Urgroßvätern (beide ehemals Könige im Senegal) und von vielen Tieren, die oft Vorlage für seine Bücher sind. Die Kinder lauschen gespannt seinen ersten Erfahrungen mit dem europäischen Schnee und was er von deutschen Fischstäbchen hält, bei denen er vergebens Augen und Flossen sucht.
Als Schriftsteller, Musiker, Schauspieler und Comedian hat Ibo viele Talente und die Sprache Afrikas ist an diesem Vormittag allgegenwärtig. Die Dritt- und Viertklässler hören, sprechen und erleben sie in Gedichten, Sprüchen und Liedern. Weil sich der Künstler nicht nur an seinem Publikum erfreut, sondern mit echter Hingabe bei der Sache ist, entstehen zwei ganz unterschiedliche Programme: Die Viertklässler sind die geduldigeren Zuhörer, mit den Drittklässlern wird noch mehr getrommelt, getanzt und Pantomime gespielt.
Am Schluss baut Ndiaye mit den Kindern gemeinsam die Szenen aus seinen Texten auf, die Grundschüler nehmen ihre Rollen an und spielen mit ihrem afrikanischen Regisseur die Geschichten nach. Die Bühnenpräsenz, der Charme und die Energie des Künstlers sind ansteckend und so lässt er sich auch kaum vom Schulgong bremsen, der die Veranstaltung eigentlich beenden sollte.
„Die Kinder sind meine Freunde“, führt Ibrahima Ndiaye im Nachgespräch als Erklärung dafür an. Diese empathische Zuwendung spürt man den ganzen Vormittag und so wünschen sich nicht wenige Kinder anschließend, Ibo möge doch ab jetzt jede Woche einmal an der Sulzbacher Gemeinschaftsschule vorbeikommen.